Kurzbeschreibung

Details

Die Herkunft des Wortes "Fastnacht" ist umstritten. Ist die Abstammung möglicherweise aus dem Wort "faseln" heraus entstanden, was gleichbedeutend ist mit "Unsinn treiben", "Dummes Zeug reden" oder findet das Wort "Fastnacht" seinen Ursprung in der kirchlichen Fastenzeit, die an Aschermittwoch beginnt und mit dem Ablauf des 40. Tages sein Ende nimmt?

Ein anderer Begriff für die "Fastnacht" ist das Wort "Karneval". Dieser Ausdruck leitet sich von dem italienischen Begriff "Carne vale" ab, was gleichbedeutend mit "Fleisch lebe wohl" ist. Dieses deutet wiederum eindeutig auf die nun folgende 40-tägige Fastenzeit (fleischlos) hin.

Der heidnische Brauch des Fastnachtrituals steht für "den Winter austreiben". Das „Tote“, der Winter, wird vertrieben und das neue Leben beginnt zu sprießen.

In der heutigen Zeit feiern wir Fastnacht vom 11.11. eines jeden Jahres und enden mit dem Fastnachtsdienstag des darauf folgenden Jahres.

Riten zum Fastnachtsdienstag



Die Hauptfastnachtzeit im Odenwald war auf den Fastnachtsdienstag beschränkt. Es war ein Tag voller Arbeit, der vor Sonnenaufgang begonnen wurde. Die Arbeit war an diesem Tag bestimmten Riten unterworfen, um kein Unglück über Haus und Familie zu bringen. Alle Rituale bekamen hinsichtlich des Brauchtums einen besonderen Sinn:

- Der Viehstall wurde ausgiebig ausgemistet und mit
Holzasche kreuzweise ausgestreut.
- Erbsen, Bohnen und Kartoffeln wurden verlesen.
- Dürrobst, Nüsse und Sämereien wurden gerührt.
- Arbeiten auf dem Feld durften nicht verrichtet werden.
- Die Hausfrau durfte an Fastnachtsdienstag weder die
Wäsche waschen noch durfte sie spinnen.
- Die Waldarbeiter blieben an Fastnachtsdienstag zu Hause. Die Arbeitsgeräte wurden im Wald kreuzweise übereinander gelegt.
- Die Hausfrau legte frühmorgens eine Wagenkette kreisförmig im Hof aus und streute Hühnerfutter in den Kreis. Blieben die Hühner beim Fressen innerhalb dieses Kreises, legten sie das Jahr über ihre Eier nicht in fremde Nester und wurden auch nicht vom Fuchs geholt. Hühner, die außerhalb des Kreises ihr Futter verzehrten, wurden geschlachtet oder verkauft.

Diese Rituale hatten zum Teil den Zweck, die tödliche Winterlethargie zu vertreiben und in neues beginnendes Leben umzuwandeln. Andere Rituale dienten dazu, Unglück von Haus, Hof und Familie abzuwehren.

Fastnacht Speisen





Im Odenwald mussten alle Arbeiten vor Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen sein. Zum Abendessen wurde eine an Fastnacht als typisch zu bezeichnete Speise verzehrt. Man kochte Blutwurst mit Dürrobst und reichte dazu Kräppeln. Die Blutwurst stand stellvertretend für das Fleisch, das Dürrobst für die heimischen Früchte und die Kräppel für alle Körnerfrüchte des Feldes. Somit waren alle Grundnahrungsmittel des Odenwälders in der zubereiteten Speise vereint. Ein Rest der Speise wurde über Nacht an ein offenes Fenster gestellt um den verstorbenen Familienangehörigen im Jenseits zu gedenken.

Kräppel



Die Kräppel wurden im Odenwald zur Fastnachtszeit in sehr großen Mengen gebacken und vorrätig gehalten und das aus triftigem Grund. Die Dorfjugend eines jeden Dorfes zog von Haus zu Haus und bot so genannte "Heischesprüche" dar. Als Belohnung erhielten sie Kräppeln.

Umzüge



Bei diesen Umzügen der Kinder und Jugendlichen durften Maskierungen nicht fehlen. Typische Verkleidungen waren die so genannten Fasselbouze:

- Uraltweibchen oder Hexe mit Flickkleidern und Rute.
- Pärchen meist mit Trachtenteilen. Sie führten einen Kinderwagen mit, der mit einer quer liegenden Person belegt war.
- Erbsenbär oder Strohbär werden von einem Treiber an der Kette geführt und vollführt schwerfällige Tanzbewegungen. Später wurde der Erbsenbär durch einen Fellbär ersetzt.
- Der Storch mit nickendem Kopf und weit aufklappbarem Schnabel.
- Lumpenweib bekleidet mit Stofffetzen.
- Schimmelreiter.
- die Teufelsgeige darf im Umzug nicht fehlen.

Alle maskierten Gestalten gebärden sich im Umzug recht närrisch, heischend und lärmend, um die Natur aus dem Winterschlaf zu erwecken. Je schrecklicher die Gestalten aussahen, umso besser konnten die bösen Geister und Dämonen vertrieben werden.

Fastnachtsfeuer



Ein weiterer typischer Odenwälder Fastnachtsbrauch war das Fastnachtsfeuer. Tage vor der eigentlichen Fastnacht zogen die Kinder und Jugendlichen los um Holz für das Fastnachtsfeuer einzusammeln. Es wurde zu einem weithin sichtbaren Sammelplatz gebracht und dort in einer besonderen Form aufgeschichtet.

Zwei lange Stangen mit Strohseilen umwickelt, wurden im Abstand fest in den Boden gerammt. Beide wurden durch eine lange Querstange miteinander verbunden. Weitere Stangen wurden schräg gegen die Querstange gelegt, so dass die Gesamtform einem Dach ähnlich wurde. Anschließend wurden Reisig und Stroh an den Schrägstangen aufgeschichtet, bis lediglich die oberen Enden der senkrechten Stangen aus dem Haufen heraus ragten. Auf den beiden Stangen wurden Strohpuppen aufgesteckt.
Eine weitere Form des Fastnachtsfeuers wurde kegelförmig angelegt. Auf der Spitze des Kegels wurde ebenfalls eine Strohpuppe aufgesetzt. Wahlweise wurde auch eine Fichte, bei der der obere Kranz stehen blieb, verwendet.

Bei Anbruch der Dunkelheit war es dann soweit. Die Dorfbevölkerung zog mit brennenden Fackeln auf die Anhöhe um das Fastnachtsfeuer zu entzünden. Der Aberglaube besagt, dass alle Felder, die vom Fastnachtsfeuer beleuchtet werden, das Jahr über gute Früchte tragen werden. Mittels der mitgeführten Fackeln wurden die aufgeschichteten Fastnachtsfeuerstöße entzündet. War der Höhepunkt des Fastnachtsfeuers erreicht, wurden die selbstgefertigten Fackeln, so genannte "Schailpriggel" an dem Feuerstoß entzündet. Bei diesen "Schailpriggel" handelte es sich um Eichenknüppel, deren vordere Hälfte zunächst mit einem Beil aufgespalten und später mit der Rückseite des Beiles oder einem schweren Hammer so bearbeitet wurden, dass der Knüppel bis auf einen kleinen Griff auffaserte. Die Hohlräume wurden mit Kienspan, oder mit Pech gefüllt.
Die Fackeln wurden in immer schneller werdenden Bewegungen im Kreis geschwungen bis es den Anschein von Feuerrädern erweckte. Waren die Fackeln abgebrannt, wurden die Reste dem Fastnachtsfeuer übergeben.

Feuerräder





Ein anderer Fastnachtsbrauch war das Feuerrad. Dieses wurde aus einem alten ausgedienten Holzrad, durch dessen Mittelnabe eine Stange getrieben wurde, hergestellt. Das Rad wurde mit Stroh umwickelt und angezündet. Junge Burschen führten das brennende Rad an der Querstange ins Tal hinab, wo sie das letzte Teilstück des Weges das brennende Rad sich selbst überließen.