Kurzbeschreibung

Pfingsten ist, wie Ostern, ein bewegliches Fest im Kalender und wird im Kirchenjahr 50 Tage nach Ostern gefeiert. Der Name Pfingsten leitet sich von dem griechischen Wort „pentecoste“ ab und bedeutet „Fünfzigster Tag“. Das wird allgemein als Geburtsstunde der christlichen Kirche angesehen.

Details

Die vielfältigen Rituale, die am Pfingstfest zum Ausdruck kommen, haben alle eines gemeinsam: Das Austreiben des Winters und Beginn des Sommers mit dem Erbitten um Fruchtbarkeit für Feld und Flur.

Die Gesamtheit der Pfingstbräuche und seiner Symbole bleibt dennoch in vielen Fällen rätselhaft und ist nicht eindeutig nachvollziehbar.

Glücklicherweise sind durch frühere Feldforschungen einige Überlieferungen in schriftlicher Form erhalten geblieben. Aber auch Sie haben in der Bevölkerung an Bedeutung verloren oder sind in ihrer Ausübung vollständig abhandengekommen.

Einzelne, noch heute verbreitete Bräuche sind:

Umritte



In die Pfingstzeit fallen die sogenannten „Umritte“. Wie der Name schon sagt, wurden die Gemarkungs- und Grundstückgrenzen mit den Besitzern gemeinsam abgeritten, um die Grenzeinhaltung zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Strittige Punkte wurden dabei geklärt und final „Recht gesprochen“. Diese Umritte sind auf alte Rechtsbräuche zurück zu führen und die gefassten Beschlüsse erhielten Rechtskraft.

Laubmannszüge



Kräftig gewachsene Burschen werden mit Birkenlaub, Reisig, Schilf oder Stroh umhüllt. Der Kopf erhält einen aus Zweigen geflochtenen Hut, ähnlich dem Kornhut. Die so hergerichtete Gestalt wurde je nach Gegend mit unterschiedlichen Namen bedacht, wie beispielsweise Pfingstklözel, Pfingstkönig oder Pfingstbär.

Das Sinnbild des Laubmannes sollte das Austreiben des Winters und die Einlobung des Sommers symbolisieren. Der Laubmannszug, mit seiner Pfingstgestalt in der Mitte, wurde unter Rufen von Heischesprüchen an den Dorfbrunnen geführt. Dort wurden bestimmte Riten vollzogen, wie z. B. Purzelbaumschlagen und das Wälgern, was wiederum die Bevölkerung dazu animierte, kleine Spenden in Form von Eier, Butter und Speck zu überreichen.

Aus einigen Gegenden wurde bekannt, dass beim Aufsuchen des Dorfbrunnens Salz in das Wasser eingestreut wurde. Naheliegend handelt es sich dabei um einen heiligen Opferbrauch.

Unter allen Pfingstbräuchen ist die Gestalt des Laubmanns wohl der am weitesten verbreitete im Odenwald.

Brunnenschmuck



Unzählige Pfingstbräuche sind mit dem Ritual um das Wasser verbunden. Mit der gebührenden Würdigung des Wassers wurde der Dank ausgedrückt, das dem Brunnen als Spender des Wassers gebührt. Für unsere Vorfahren war es keineswegs selbstverständlich, über reines, klares und sauberes Wasser zu verfügen. So galt Wasser als Quelle der Lebenskraft und Segen für die Bevölkerung.

Im Frühjahr wurden die Brunnen daher gereinigt, Rückstände beseitigt und nach Bedarf neu in Stand gesetzt. Das war eine große Mühsal, sodass nach getaner Arbeit entsprechend gefeiert werden musste. Zu diesem Zweck wurden die Brunnen mit jungen Birkenstämmchen, Girlanden und Blumen geschmückt. Bunte Papierbänder wurden in den Ästen befestigt und flatterten im Wind. In verschiedenen Gegenden wurden die Brunnen mit ausgeblasenen, bunten und zu Ketten aneinandergereihten Eiern geschmückt.

Mit dem Bau von Wasserleitungen ging die Bedeutung der Brunnen und der Brunnenverehrung rasch verloren. Im Mümlingtal des Odenwaldes ist die Tradition des Brunnenschmückens erfreulicherweise noch erhalten geblieben und wird, meist im Ehrenamt, fortgeführt. Am Freitag vor Pfingsten werden dazu kleine Birkenbäumchen geschlagen, herangekarrt und rund um die Brunnen aufgestellt. Die Äste werden mit bunten Stoffbändern, in den jeweiligen Stadtfarben behängt. Blumen und Girlanden rahmen den Brunnen zu einem schön anzuschauenden Objekt ein.

Am Pfingstsonntag ist es dann soweit: Die Trachtenträger treffen sich vor dem bunt geschmückten Brunnen und tanzen alte überlieferte Tänze, die wiederum die Besucher der Stadt zum Verweilen veranlassen.