Busecker Tracht

Vorstellung

Paar in der Tracht des Busecker Tals
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Nordöstlich der alten Universitätsstadt Gießen liegt das Busecker Tal, heute in der Mitte des Bundeslandes Hessen. Seine Bewohner waren zumeist kleine Bauern und dörfliche Handwerker. Sie gelangten nur zu bescheidenem Wohlstand, was sich auch in Ihrer Tracht ausdrückte. Zum anderen lässt sich die Schmucklosigkeit und Schlichtheit der Kleidung auch auf einen starken Einfluss der evangelischen Religion zurückführen. Die Dörfer, die zu unserem Trachtengebiet gehören waren Großen-Buseck, Alten-Buseck, Wieseck, Rödgen, Trohe, Beuern, Reiskirchen, Oppenrod, Albach, Burkhardsfelden, Annerod, Bersrod, Steinbach, Lindenstruth und Saasen. Je näher ein Dorf zur nächsten Stadt lag, um so eher wurde auch die Tracht aufgegeben. Zuerst suchten und fanden die Männer Arbeit in den Städten und passten sich in ihrer Kleidung den städtischen Gewohnheiten an. So eine typische Männertracht im 19. Jahrhundert ist schwer zu finden. Viele Mädchen gingen bei einer Familie in Stellung und wurden von ihren Herrschaften städtisch eingekleidet. Da es in fast allen Dörfern Zigarrenfabriken gab, konnten die Frauen im Dorf arbeiten und so konnten sie der Tracht länger treu bleiben.

Frauentracht

Frau in der Tracht des Busecker Tals
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Das Häubchen

Tracht des Busecker Tals Haube
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Das wertvollste unserer Tracht ist die weiße gestärkte Leinenhaube. Sie wurde auf doppeltem Leinen in kunstvoller Weißstickerei gestickt. Unter dem Kinn wurde sie mit zwei schwarzen Seidenbändern gebunden. Zum Abendmahl trug man noch eine Haube aus feinem weißen Batist mit einer Volant darüber.

Die Frisur

Die älteren Frauen hatten ihre Haare in 2 Zöpfen geflochten und um den Kopf gelegt und festgesteckt. Oft wurde noch ein schwarzes Samtband umgebunden. Später trugen die Frauen einen geflochtenen Knoten im Nacken.

Der Motzen

So nannte man die Jacken bei der Tracht. Sie waren auf Figur gearbeitet, mit Stehbund und Keulenärmeln. Im Rückenteil waren Teilungsnähte eingearbeitet und ein Schößchen mit Falten in der Taille. Das Vorderteil war reich verziert mit Fältchen und Biesen. Oft hatte der Motzen einen hellen Einsatz mit Spitzen aufgenäht. Im Winter waren Motzen und Rock aus Wollstoff. Für den Sommer wählte man leichtere Stoffe, oft mit Jacquard Muster.

Die Form des Motzens änderte sich in den 20 iger Jahren. Schalkragen und Kragen aus Spitze waren modern. Von einem Samtgewand träumten viele Mädchen, aber nicht alle konnten es sich finanziell leisten. Beliebte Farben bei der Tracht waren hell- und dunkelblau, grün, braun, beige und violett, wobei die jungen Mädchen hellere Farben wählten und die verheirateten Frauen gedeckte Farben anzogen. Das erste schwarze Gewand bekam man bei der Konfirmation und so ging man auch zum Abendmahl. Auch geheiratet wurde in schwarz.

Der Rock

Der Rock war immer aus Wollstoff, im Sommer aus etwas leichteren Stoffen. In der Taille wurden kleine Fältchen eingebügelt und auf der linken Seite 3x mit einem festen Zwirn, mit einem Smokstich genäht. Bei unserer Tracht waren die Fältchen 15 cm lang. Am Saum war immer ein Besatz aus einem Baumwollstoff und an der Kante eine Besenlitze angenäht. 2 Samtbänder schmückten den Rock.

Der Unterrock

Die Unterröcke hatten die gleichen Fältchen wie die Oberröcke. Es gab rote und grüne Wollröcke und weiße Leinen oder Baumwollröcke mit Spitzen besetzt. Die roten Röcke durften die jungen Mädchen an der Kirmes und an Fastnachtsdienstag als Oberröcke tragen. Eine weiße Schürze mit Häkelspitzen gehörte dazu und ein Samtleibchen mit Goldborten und Pailletten aufgenäht.

Das Leibchen

Das Leibchen war bei der Tracht wichtig. Es hatte einen Wulst in der Taille, damit der Rock Halt hatte und nicht verrutschte. In der vorderen Mitte wurde es geschnürt oder geknöpft.

Die Schürze

3Die Schürze war das Schmuckstück der Tracht. Oft war sie aus reiner Seide, in der Farbe passend zum Gewand. Der Bund wurde mit kleinen Vorstichen gekräuselt, gesmokt oder in Falten gelegt. An der linken Seite wurde die Schürze zugehakt, dort nähte man aus Faltband eine Rosette oder eine Schleife aus Moire-Band darauf. Am Saum wurde eine Tüllspitze aufgenäht oder bunte Blumen aufgestickt. Es kam auf die Kreativität der Näherin an.

Die Alltagsjacke

Für gewöhnlich trug man eine Jacke, gerade und lose geschnitten. Sonntags mit Samtband besetzt. Für den Alltag hatte man eine Jacke mit dem gleichen Schnitt, nur aus gemusterten Baumwollstoffen. Auch Rock und Schürze waren aus bedruckten Stoffen, in blau und schwarz.

Die Tücher

Sonntags legt man sich gerne ein seidenes Tuch um die Schulter. Zum Schutz vor der Kälte trug man ein Kopftuch und lange große Schals aus Wollstoff oder selbst gestrickt.

Die Hemden

Die Hemden waren gerade geschnitten aus Baumwolle, Leinen und im Winter aus angerauten Stoffen. Die Ärmel waren der Jahreszeit angepasst und mit Spitzen besetzt.

Die Unterhosen

Die Unterhosen waren im Schritt offen. In der Taille war ein breiter Formbund und daran waren die Hosenbeine angekräuselt. Am Beinabschluß waren oft schöne gehäkelte Spitzen.

Die Strümpfe

Die Strümpfe waren selbst gestrickt aus schwarzer und brauner Schafwolle. Meistens waren sie glatt rechts gestrickt und hinten an der Wade ein Nähtchen. Das heißt 1 Masche rechts, in der nächsten Runde 1 Masche links, das wirkte am Bein wie eine Naht. Im Sommer trug man auch feine weiße Baumwollstrümpfe. Am oberen Rand waren Lochmuster und aus kleinen blauen Perlchen das Monogramm eingestrickt.

Strumpfbänder

Für die Strumpfbänder gab es verschiedene Muster, für werktags waren sie oft tunesisch gehäkelt und am Rand mit Mäusezähnchen verziert. Sonntags waren die Strumpfbänder mit Blumenmuster auf Stramin gestickt oder gestrickt und Perlen zierten das Monogramm.

Der Taschensack

Der Taschensack wurde unter der Schürze getragen, denn unsere Tracht hatte im Rock keine Tasche. Er wurde für den Alltag aus Stoffresten mit einem waagrechten Eingriff in der oberen Hälfte genäht. Oft waren die Taschensäcke bunt bestickt oder aus Samt. Besonders beliebt waren die gestrickten aus schwarzer und weinroter Wolle. Die Perlen müssen in die Wolle gefädelt werden und es wurden symbolisch Muster eingestrickt sowie auch der Name.

Pulswärmer-Stache

Die Pulswärmer waren im Winter sehr wichtig. Die Ärmel der Tracht waren nicht so lang, so mußte man das Handgelenk warm halten. Für den Alltag strickte man sie zwei rechts, zwei links. Für das Sonntagsgewand, strickte man am Rand Perlen ein.

Männertracht

Mann in der Tracht des Busecker Tals
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Sonntagstracht

Sonntags war das Hemd weiß mit Stehbund und bunt bestickte Hosenträger in Gobelin-Stickerei. Zur Hochzeit, Abendmahl und Beerdigung trugen die Männer einen Gehrock und Zylinder. Dazu kam eine lange schwarze hochgeschnittene Hose.

Werktagstracht

Die Männer trugen werktags blaue Arbeitshosen und ein kariertes Hemd. Darüber kam ein selbstgestrickter Wams, doppelreihig geknöpft mit weißen Perlmuttknöpfen.

Quellenverzeichnis

Literaturempfehlungen

HVT-Gruppen mit der Tracht des Busecker Tals

Carla Rühl

Kinder- und Jugendtanzgruppe der evangelischen Kirchengemeinde Annerod
Carla Rühl
tanzgruppe-annerod@gmx.de
www.tanzgruppe-annerod.de

Klaus Hose

Tanz- und Trachtengruppe Burkhardsfelden
Klaus Hose
klaushose@gmx.de
www.feuerwehr-burkhardsfelden.de/trachtengruppe/

Anton Steidl

Trachtengruppe Grüningen 1982 e.V.
Anton Steidl
antonsteidl@googlemail.com
www.trachtengruppe-grueningen.de/

Fotogalerie