Kurzbeschreibung

Verlässt eine Magd ihre Stellung, wird Sie von den ortsansässigen Knechte ausgeplatzt, d.h. unter Peitschenknallen bis zum Ortsausgang begleitet.

Details

Jedes Jahr am 27. Dezember, dem dritten Weihnachtsfeiertag, treffen sich die Burschen in Laisa und Umgebung morgens gegen 10 Uhr, um die Mädchen auszuplatzen.

Vom Treffpunkt aus ziehen sie zum Wohnhaus des ersten Mädchens, das ausgeplatzt werden soll. Dort angekommen wird zunächst das Mädchen vor das Haus gebeten. Dann stellen sich drei der Burschen, jeweils mit Peitsche, als Platzergruppe auf, legen die Reihenfolge des Platzens fest und auf Kommando beginnt der erste Platzer mit seiner Peitsche zu knallen. Im Rhythmus fallen die beiden anderen Platzern ein und knallen mit Ihren Peitschen jeweils nacheinander im Dreierschlag, sodass nach dem dritten Schlag der erste Platzer wieder knallt.

Dies führen die drei Burschen nun einige Minuten so fort. Alle Umstehenden achten genau darauf, ob die drei in gleichmäßigem Rhythmus und gleich laut knallen (platzen). Hilfreich ist hier ein Scheunenvordach oder eine offene Garage, die den Knall fängt und verstärkt. Ist die erste Platzergruppe mit ihrer Vorführung durch, kommt eine zweite Gruppe an die Reihe, welche ebenfalls im Dreierschlag platzt.

Danach werden die Burschen von dem Mädchen zu einem Umtrunk eingeladen, bei dem es überwiegend Hochprozentiges zu trinken gibt. Gerne werden von den Burschen selbst aufgesetzte Schnäpse, die mit Brombeeren oder Schlehen veredelt wurden, gesehen. Dann ziehen die Burschen weiter zum Haus des nächsten Mädchens um dort ebenfalls zu platzen.

Beim letzten Platzen waren es in Laisa etwa 20 Mädchen, die ausgeplatzt wurden. Da müssen die Burschen schon ziemlich standfest sein, damit das Platzen beim letzten Mädchen noch so gut funktioniert wie bei dem Ersten. Abends treffen sich die Burschen und die Mädchen dann zum gemeinsamen Essen und Feiern.

Der Ursprung dieses Brauchs liegt viele Jahre in der Vergangenheit. Er kommt aus einer Zeit, als in Laisa und in vielen Orten der näheren Umgebung auf den Bauernhöfen noch Knechte und Mägde arbeiteten.

Das Arbeitsverhältnis (die Stellung) der Knechte und Mägde dauerte immer ein Jahr und endete am ersten Arbeitstag nach Weihnachten. An Weihnachten erhielten die Knechte und Mägde ihren Lohn und ein vereinbartes Weihnachtsgeschenk, meist Schuhe oder Bekleidung. Am 27. Dezember wechselte, wer mochte, seine Stellung und verließ den Bauernhof, auf dem er oder sie das letzte Jahr gearbeitet hatte um einen neuen Arbeitsplatz anzutreten. Verließ eine Magd den Ort, in dem Sie das letzte Jahr in Stellung war, um einen neuen Arbeitsplatz in einem anderen Ort anzutreten, wurde Sie von den Burschen des Ortes ausgeplatzt, d.h. unter Peitschenknallen bis zum Ortsausgang begleitet.

Als es dann keine Mägde mehr gab, wurde dieser Brauch in vielen Orten auf die unverheirateten Mädchen des Dorfes übertragen und hat sich so bis heute erhalten.

Eckdaten

Region

Waldeck-Frankenberg, Laisa

Autor/in

Klaus Dieter Arnold