Kurzbeschreibung
Seit schon sehr langer Zeit findet in Laisa alle sieben Jahre das Rückersfest statt. Der siebenjährige Rhythmus des Festes wurde nur von Kriegs- und Notzeiten unterbrochen. So hat man 1940 und 1947 kein Fest gefeiert, da viele Laisaer Burschen nicht zu Hause sein konnten. Nach dem Krieg konnte man erst 1950 wieder das Rückersfest feiern. Seitdem wurde die Folge der Rückersfeste nicht mehr unterbrochen.
Die erste schriftliche Überlieferung des Rückersfestes stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Damals hat der Pfarrer über Laisa und das Fest berichtet. Das Warum und Weshalb ist daraus allerdings bis heute nicht ableitbar.
Der Ablauf dieses Festes folgt einem festgelegten Plan:
Details
- 1. Rückersstecken
- 2. Versteigerung
- 3. Trachtengottesdienst und Festzug
- 4. Rückerstanz
- 5. Festausklang
- Deutungsversuche
Der Beginn des Festes ist immer am Abend des 9. März. Bei beginnender Dunkelheit wird der Rückers „gesteckt“, d.h. die Rückersfigur wird auf dem Dachfirst des früheren Rathauses, dem heutigen Heimatmuseum, befestigt, um dort bis zum Osterfest auf dem Dachfirst zu thronen.
Die Rückersfigur ist eine 2,5 Meter lange geschnitzte Holzfigur, welche aus einem mit fünf Pferden bespannten Pflug besteht. Direkt vor dem Pflug gehen zwei Rappen, davor zwei Füchse und an der Spitze ein sich aufbäumender Schimmel. Auf dem Handpferd der Füchse reitet ein Knecht, der mit einem blauen Kittel und einer Zipfelmütze bekleidet ist. Der Bauer trägt einen weißen Kittel und führt den Pflug. Zur Heraushebung seines Standes trägt er auf dem Kopf einen schwarzen Hut.
Zum Rückersstecken versammelt sich das ganze Dorf am Heimatmuseum um nach sieben Jahren die Rückersfigur wieder zu sehen. Das ist eine aufregende Geschichte für das ganze Dorf. Das Befestigen der Rückersfigur auf dem Dach des ehemaligen Rathauses wird dann von Dachdeckern vorgenommen. Sie tragen die Figur auf Ihren Schultern über Leitern hinauf bis zum Dachfirst und befestigen sie dort.
Die Rückersfigur bleibt bis zum eigentlichen Rückersfest, welches an Ostern gefeiert wird, auf dem Dach. Die Burschen aus den Nachbarorten versuchen manchmal in dieser Zeit, vorwiegend nachts, die Rückersfigur zu entführen. Gelingt Ihnen das, muss die Figur mit Essen und Getränken „bis zum Abwinken“ wieder ausgelöst werden. Um eine Entführung zu verhindern, wird der Rückers von den Laisaer Burschen bewacht. In dieser Zeit ist das „Wachlokal“ ein beliebter Treffpunkt für alle Laisaer und auch Gästen aus den Nachbarorten.
Die anschließende Versteigerung hat folgenden Ablauf: Die Laisaer Burschen ziehen sich in einen Raum zurück. Dort müssen zuerst alle jungen Männer einen Eid schwören, dass sie nichts von der Versteigerung nach außen verlautet lassen. Dann beginnt die Versteigerung. Der Name des Mädchens, welches versteigert werden soll, wird auf eine Schultafel geschrieben. Der Name darf nicht ausgesprochen werden, damit Lauscher außerhalb des Raumes nicht erfahren können, wer gerade versteigert wird. Dann wird das Mindestgebot aufgerufen und die Burschen beginnen, zu steigern. Wer den Zuschlag erhält, muss den Betrag sofort und bar begleichen.
In der heutigen Zeit werden die Mädchen vor der Versteigerung gefragt, ob sie sich versteigern lassen wollen. Nur, wer einverstanden ist, wird auch versteigert. Früher war das anders.
Aus dieser Versteigerung haben sich auch feste Verbindungen für das ganze Leben ergeben. Beispiele dafür gibt es in Laisa genügend.
Am Sonntag vor Ostern geht das Dorf zu einem Trachtengottesdienst in der fast 800 Jahre alten Kirche in Laisa.
Am Ostersonntag beginnt dann das eigentliche Rückersfest mit einem großen, zuletzt ca. 100 Zugnummern umfassenden Festzug durch Laisa. Hier wird in einzelnen Fußgruppen oder Motivwagen an die über 1.000-jährige Geschichte Laisas erinnert. Außerdem werden verschiedene Handwerke sowie der Jahresablauf in der Landwirtschaft früher und heute dargestellt. Die Laisaer Vereine und auch viele Nachbarort beteiligen sich an dem Festzug. An der Spitze des Festzuges geht immer das Rückersgespann mit echten Pferden.
Nach dem Festzug versammeln sich alle im Festzelt. Dort führt nach einer Festansprache die Burschenschaft traditionell den Webetanz auf, der in Laisa nur zum Rückersfest getanzt wird. Der Webetanz wurde in den 1930er Jahren von den Laisaer Jugendlichen erlernt und hat sich seitdem im Ort erhalten.
Nach dem Webetanz versammeln sich alle Mädchen, die versteigert wurden, auf der Bühne. Beim Einsetzen der Musik betreten die Burschen die Bühne und holen jeweils das Mädchen ab, das sie ersteigert haben. Dann wird der „Rückerstanz“, meist ein Walzer, getanzt. Hier wird nun das Geheimnis der Versteigerung - wer hat wen gesteigert - gelüftet. Die gezahlten Beträge unterliegen weiterhin der Geheimhaltung, man hat aber schon von dreistelligen Beträgen munkeln gehört.
Mit Ende des Tanzes haben die Mädchen ihrer Pflicht genüge getan. Alles weitere, z.B. ein Eierbacken abends, hängt vom gegenseitigen Wohlwollen ab.
Am Montag gibt es einen Frühschoppen und einen gemütlichen Festausklang mit einem Juxfestzug am Nachmittag.
Am Dienstagabend nach Ostern wird die Rückersfigur von den Dachdeckern wieder vom Dach des ehemaligen Rathauses heruntergeholt und für weitere sieben Jahre aus dem Blickfeld verabschiedet.
Eine historisch belegte Deutung der Rückersfigur gibt es nicht. Es wird angenommen, dass die Figur heidnischen Ursprungs ist. So kann man den Schimmel dem Göttervater Wodan zuordnen, die Füchse dem Donnergott Donar und die Rappen sowie den Pflug der Erdenmutter Freya (auch Frau Holle genannt).
Die in der Nacht stattfindende Versteigerung der heiratsfähigen Mädchen kann somit als Strafe für die Ehelosigkeit aufgefasst werden. Die Erdenmutter wollte keine Unverbundenen an Ihrem Fest teilnehmen lassen. Durch die Versteigerung sind Burschen und Mädchen quasi nicht mehr unverbunden und dürfen teilnehmen.